Platin ist der Menschheit seit Jahrtausenden bekannt, wurde jedoch erst im 18. Jahrhundert als eigenständiges Metall anerkannt. Archäologische Funde belegen, dass die alten Ägypter bereits um 3.000 v. Chr. Schmuckstücke mit Platinanteilen herstellten. 1895 entdeckte der britische Archäologe Sir William Flinders Petrie bei Ausgrabungen entsprechende Artefakte.
Auch die indigenen Völker Süd- und Mittelamerikas nutzten Platin für Schmuck und rituelle Gegenstände. Spanische Konquistadoren stießen im 16. Jahrhundert bei der Goldsuche auf das unbekannte Metall. Aufgrund seiner ähnlichen Dichte zu Gold ließ es sich schwer abtrennen. Sie bezeichneten es abfällig als „platina“ („kleines Silber“) und entsorgten es oft als wertloses Nebenprodukt.
Aufgrund seiner ähnlichen physikalischen Eigenschaften zu Gold wurde Platin im 18. Jahrhundert zunehmend zur Fälschung von Goldmünzen verwendet. Fälscher überzogen Platin-Kupfer-Kerne mit Gold, wodurch nahezu identische Gewicht und Dichte erzielt wurden. Dies führte zu erheblichen Problemen, insbesondere da einige Fälscher in königlichen Münzstätten tätig waren. 1758 verbot das spanische Königshaus den Handel mit Platin und ordnete an, beschlagnahmtes Platin im Meer zu versenken, um Fälschungen und Schmuggel zu unterbinden.
Trotz seiner anfänglichen Geringschätzung wurde Platin wissenschaftlich untersucht. 1748 beschrieb der spanische Gelehrte Antonio de Ulloa erstmals seine Eigenschaften. 1750 erkannte der britische Chemiker William Brownrigg Platin als eigenständiges Metall, da es nicht mit Säuren reagierte und Gold ähnelte. 1751 bestätigte der schwedische Wissenschaftler Theophil Scheffer diese Erkenntnisse. 1783 entwickelte der Franzose Louis Bernard Guyton de Morveau ein Verfahren zur industriellen Gewinnung von Platin durch Mischung mit Arsen oder Pottasche.
Ende des 18. Jahrhunderts schätzte König Ludwig XVI. von Frankreich Platin hoch und beauftragte seinen Hofjuwelier Marc Etienne Janety, Schmuckstücke aus diesem Metall zu fertigen. Nach der Französischen Revolution wurde 1799 im Zuge der Einführung des metrischen Systems ein „Urmeter“ aus Platin hergestellt, der bis 1889 als Längennorm diente. Anschließend ersetzte ein Meterprototyp aus 90 % Platin und 10 % Iridium dieses Maß.
Zwischen 1828 und 1845 prägte Russland unter Zar Nikolaus I. die weltweit ersten Umlaufmünzen aus Platin in Nennwerten von 3, 6 und 12 Rubel. Aufgrund ihrer geringen Beliebtheit und der hohen Herstellungskosten wurden sie 1845 wieder aus dem Verkehr gezogen. Russland bleibt bis heute das einzige Land, das reguläre Umlaufmünzen aus Platin herausgegeben hat.
Trotz seiner begrenzten Verwendung in der Münzprägung gewann Platin im 19. Jahrhundert an Beliebtheit in der Schmuckherstellung. Russische Fabergé-Eier enthielten Platinapplikationen, und europäische sowie asiatische Herrscherhäuser bevorzugten Platinschmuck. Anfang des 20. Jahrhunderts nutzte Louis Cartier Platin, um die Brillanz von Diamanten hervorzuheben. König Edward VII. bezeichnete ihn als „Juwelier der Könige und König der Juweliere“.
Platin hat das Elementsymbol Pt. Im Gegensatz zu Gold (Au) und Silber (Ag), deren Symbole aus dem Lateinischen stammen, leitet sich das Elementsymbol Pt von der spanischen Bezeichnung „Platina“ ab – was übersetzt „kleines Silber“ bedeutet. Platin zeichnet sich durch seine charakteristisch grau-weiße Farbe aus und hat folgende physikalische Eigenschaften:
Platin ist ein schweres, dehnbares und korrosionsbeständiges Übergangsmetall mit außergewöhnlicher chemischer Stabilität. Besonders hervorzuheben sind seine katalytischen Eigenschaften: Es kann Gase wie Wasserstoff und Sauerstoff im aktivierten Zustand aufnehmen. Aufgrund seiner hohen Haltbarkeit und Anlaufbeständigkeit ist Platin ein bevorzugtes Material für industrielle Anwendungen – und für hochwertigen Schmuck, der selbst bei täglichem Tragen seinen Glanz behält.
Platin ist ein vielseitig einsetzbares Industriemetall. Der größte Teil der weltweiten Nachfrage entfällt weiterhin auf die Automobilindustrie, insbesondere zur Herstellung von Abgaskatalysatoren, in denen Platin als Katalysator zur Reduktion von Schadstoffemissionen dient. Auch die chemische Industrie nutzt Platin beispielsweise bei der Produktion von Salpetersäure.
Weitere industrielle Anwendungen umfassen Thermoelemente, Heizwiderstände, Analysegeräte, medizinische Implantate wie Herzschrittmacher sowie Schmelztiegel in der Glasproduktion.
Die Schmuckindustrie stellt den zweitgrößten Abnehmer dar. Aufgrund seiner hohen Dichte, Anlaufbeständigkeit und des hohen Feingehalts von 950/1000 ist Platin ein bevorzugtes Material für hochwertigen Schmuck. Goldschmiede schätzen es, da Edelsteine darin sicher gefasst sind und selbst bei Kratzern kein Volumen verloren geht
Im Jahr 2023 belief sich die weltweite Nachfrage nach Platin auf insgesamt 261,3 Tonnen:
Platin zählt mit einem Anteil von rund 0,005 ppm (parts per million) zu den seltensten Elementen der Erdkruste – etwa gleich häufig wie Gold. Es belegt Platz 76 in der Häufigkeitstabelle chemischer Elemente.
In der Natur tritt Platin häufig zusammen mit anderen Platingruppenmetallen (PGMs) wie Palladium, Rhodium und Iridium auf. Die USGS schätzte die global förderfähigen Reserven der PGMs im Jahr 2025 auf über 81.000 Tonnen, davon rund 63.000 Tonnen in Südafrika.
Bei der Förderung wird zwischen primären und sekundären Lagerstätten unterschieden. Reines metallisches Platin, etwa aus Seifenlagerstätten, wird heute kaum noch gewonnen. Stattdessen entsteht der Großteil der Platinförderung als Nebenprodukt beim Abbau von Kupfer- und Nickelerzen.
Im Gegensatz zu Gold wird Platin nur an wenigen Standorten weltweit gefördert. Südafrika ist mit etwa 68 % Anteil an der globalen Jahresproduktion der mit Abstand größte Produzent.
1924 entdeckte der Geologe Hans Merensky das nach ihm benannte Merensky Reef im Bushveld-Komplex in Südafrika. Dieses Gebiet beherbergt die größten bekannten Lagerstätten von Platingruppenmetallen mit Gehalten zwischen 4–10 Gramm pro Tonne Gestein.
Im Jahr 2023 wurden weltweit rund 179 Tonnen Platin gefördert. Die drei größten Produzenten deckten 90 % der Fördermenge ab:
Das größte Unternehmen der Platinminenindustrie ist der südafrikanische Konzern Anglo American Platinum. Im Jahr 2023 produzierte das Unternehmen etwa 14,8 Tonnen Platin (475.900 Unzen). An zweiter Stelle steht der südafrikanische Bergbaukonzern Impala Platinum (Implats), der im Jahr 2023 etwa 101 Tonnen Platin (3,25 Millionen Unzen 6E) produzierte. Der drittgrößte Platinproduzent ist der russische Konzern Norilsk Nickel (Nornickel), der im Jahr 2023 zwischen 18,8 und 20 Tonnen Platin (604.000–643.000 Unzen) produzierte.
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