04.01.2021 – Goldpreis.de Marktbericht

Goldpreis startet positiv in einen spannenden Jahresauftakt

Gleich am ersten Handelstag des Jahres schafft der Goldpreis den Ausbruch aus der seit Anfang August 2020 ausgebildeten absteigenden Dreiecksformation und überwindet die Marke von 1.900 US-Dollar pro Unze. Aktuell kostet das gelben Edelmetalls 1.935 US-Dollar pro Unze. Damit startet der Goldpreis in die erste Kalenderwoche mit einem Kursplus von 2,1 Prozent.

In der Gemeinschaftswährung notiert der Goldpreis in US-Dollar aktuell bei 1.570 Euro pro Unze und damit 1,6 Prozent höher als zum Jahresultimo 2020. Der Silberpreis kostet derzeit 27,45 pro Unze (Spot-Preis) bzw. 22,30 Euro pro Unze. Dies entspricht einer Kursveränderung in US-Dollar von +4 Prozent bzw. +3,5 Prozent in der Gemeinschaftswährung. Der Euro notiert um ein halbes Prozent fester gegenüber dem US-Dollar.

Der goldene Januar

Wie viele Rohstoffe folgen auch der Gold- und Silberpreis saisonalen Mustern. Dies ist mit jahreszeitlich unterschiedlichen Nachfrageintensitäten begründbar. So spielet beispielsweise im Vorfeld der Weihnachtseinkaufssaison die erhöhte Nachfrage der Kunstschmiede und Elektroindustrie eine Rolle. Ebenso beeinflussen die indische Hochzeitssaison im Herbst sowie das russische Jolkafest im Januar und der arabische Goldbasar die Goldnachfrage. Da diese Nachfragespitzen auch den Spekulanten bekannt sind, kann es zu Vorzieheffekten am Terminmarkt kommen.

Zwar ist die saisonale Nachfrage nach Gold nur einer von vielen preisbestimmender Faktoren, aber die Statistik zeigt Jahr für Jahr einen positiven Preiseffekt. In den letzten 50 Jahren betrug der durchschnittliche Kursgewinn des Goldpreises in US-Dollar 2,8 Prozent. Damit avanciert der Januar im langjährigen Mittel zur Nummer eins in Sachen steigender Goldpreis. Statistisch beginnt die gute Zeit für Goldpreisanstiege bereits Mitte September, wenn sich die goldverarbeitende Industrie auf die Nachfragespitzen vorbereitet und mit dem Edelmetall eindeckt. Diese saisonal positive Phase dauert gemäß den Daten von Bloomberg sowie den Auswertungen von Dr. Dimitri Speck (Quellen: SeasonalCharts.com/Seasonax.com) mit kurzer Unterbrechung im Oktober bis Ende Februar an.

Im Frühling erwacht der Goldpreis Mitte April erneut und erlebt bis Mitte Mai eine Zwischen-Hausse, die im Schnitt dem Edelmetall im ein Plus von 1,3 Prozent beschert. Deutlich einflussreicher sind empirisch belegbar allerdings die Realzinsen. Bei dem aktuellen Stand von ca. -1 Prozent in den USA auf Basis der Rendite für zehnjährige US-Treasuries liegt die durchschnittliche Jahresperformance bei Gold bei ca. +26 Prozent per annum. Diese Korrelation hat sich im Jahr 2020 mit einem Wertzuwachs des Goldpreises in US-Dollar in Höhe von 24 Prozent erneut bestätigt.

Spannungshoch schon in der ersten Woche

Bereits in der ersten Kalenderwoche des noch jungen Jahres fallen wichtige Entscheidungen, die für die Gold- und Silbermärkte von nachhaltiger Bedeutung sind. Bereits am morgigen Dienstag finden in dem US-Bundesstaat Georgia wichtige Stichwahlen zu zwei Sitzen im US-Senat statt. Dieses lokale Ereignis könnte große Auswirkungen auf die gesamte US-Politik der kommenden zwei Jahre haben. Sollte es beiden demokratischen Kandidaten Raphael Warnock und Jon Ossoff gelingen, einen Sitz im Senat zu erlangen und es somit erstmals seit Jahrzehnten gelingen, Georgia im US-Senat zu vertreten, würden sich die Machtverhältnisse im US-Kongress deutlich zugunsten der Demokraten verändern (The Blue Wave). Die neue Regierung unter Joe Biden könnte dann mit der ausschlaggebenden Stimme der Vize-Präsidentin Kamala Devi Harris im Senat und der Mehrheit im Abgeordnetenhaus bis zu den Midterm-Elections (Halbzeitwahlen) im November 2022 de facto durchregieren.

In diesem Fall erwarten die politischen Beobachter und die Mehrheit der Bankenanalysten einen neuen Rekord bei den Staatsdefiziten in Folge billionenschwerer Transferleistungen für das Gesundheits- und Sozialsystem sowie gigantische landesweite Infrastrukturprogramme. Dies würde die historische Rekordverschuldung der Vereinigten Staaten weiter rasant erhöhen, ebenso wie die Zinssensitivität und das Risiko steigender Teuerungsraten. Die ersten Hochrechnungen des Wahlausgangs werden für den 6. Januar erwartet. Das Endergebnis kann sich gleichwohl wegen der pandemiebedingt hohen Anzahl an Briefwahlstimmen verzögern.

Relevante Konjunkturdaten in der KW 1

Bereits heute Morgen enttäuschte der chinesische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe der HCBS für den Dezember mit einem Wert von 53 Punkten. Dieser liegt nach wie vor zwar über der Expansionsschwelle von 50 Punkten aber unter den Erwartungen von im Konsens 54,8 Punkten und unter dem Vormonatswert von 54,9 Punkten. Auch die bereits heute Morgen veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für die Industrie Deutschlands und der gesamten Eurozone fielen mit 58,3 bzw. 55,2 Punkten unter den Erwartungen und unter den Ständen vom November aus.

Das vom Datenanbieter Markit veröffentlichte US-Pendant zeigt hingegen für den Dezember in der finalen Berechnung eine Verbesserung von 56,5 im November auf 57,1 im Dezember an. Zurückzuführen wahrscheinlich auch auf die Freigabe neuer Wirtschaftshilfen von weiteren 900 Mrd. US-Dollar sowie des Gesamthaushalts 2020/2021 durch den amtierenden US-Präsidenten Donald J. Trump. Am Dienstag um 9:55 Uhr MEZ publiziert Destatis die deutschen Arbeitslosenzahlen. Gerechnet wird mit einem weiteren Rückgang um 39.000. Verzerrt wird diese Statistik jedoch durch die hohe Anzahl an krisenbedingten Kurzarbeitern, die in der Arbeitslosenstatistik nicht enthalten sind (1,98 Mio. | Quelle: Statista | Stand: Nov. 2020).

Am Mittwoch um 9:55 Uhr veröffentlicht Markit die Daten zum Einkaufsmanagerindex für den deutschen Dienstleistungssektor. Hier wird nach wie vor mit deutlicher Kontraktion gerechnet. In Punkten ausgedrückt: 44,0 im Januar 2021 nach 47,7 im Dezember 2020. Am Mittwochabend um 20:00 Uhr MEZ veröffentlicht die US-Notenbank (Fed) ihr Minutenprotokoll der letzten Offenmarktauschusssitzung (FOMC). Marktteilnehmer erhoffen sich davon Hinweise auf das weitere geldpolitische Vorgehen der Fed.

Am Donnerstag folgen dann noch um 14:30 Uhr die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe mit geschätzten 800.000 Neuanträgen nach 787.000 in der Vorwoche, bevor dann am Freitag die „großen“ US-Arbeitsmarktzahlen für den Gesamtmonat Dezember veröffentlicht werden. Mit nur 100.000 neuen Jobs erwartet der Analystenkonsens den schwächsten Arbeitsplatzaufbau außerhalb der Landwirtschaft in den USA seit acht Monaten.

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