28.12.2020 – Goldpreis.de Marktbericht

Goldpreis mit Jahresendspurt

Kurz vor Jahresultimo überschlagen sich die Nachrichten aus Politik und Wirtschaft. Selbst so dicke Bretter wie der Brexit-Deal werden kurz vor Ablauf einer weiteren Deadline mühelos durchbohrt. Der amtierende US-Präsident Donald Trump gibt grünes Licht für weitere Corona-Hilfen und die halbe Welt befindet sich im Impffieber.

Kurz über die 1.900er Marke geschaut

Zum Wochenauftakt schaffte es der Goldpreis im frühen asiatischen Handel kurz über die psychologisch wichtige Marke von 1.900 US-Dollar pro Unze, nachdem Donald Trump in der Nacht zum Montag nun doch noch das 900 Mrd. US-Dollar umfassende Corona-Hilfsprogramm sowie das Gesamtbudget für das US-Fiskaljahr 2020/2021 freigegeben hatte. Aktuell notiert die Unze mit 1.885 US-Dollar wieder auf etwas niedrigerem Niveau. Mit der Unterschrift Trumps unter die US-Haushaltsgesetze steht der Geldflut und der Schuldenexplosion in historischem Rekordtempo bis auf Weiteres nichts im Wege.

Bereits vor dieser neuen Schuldensause übersprangen die Gesamtverbindlichkeiten der USA (öffentlich und privat) die Marke von 82 Billionen US-Dollar (420 Prozent des BIP). Wohl auch deshalb und weil die Zinsen in den USA somit auf absehbare Zeit nicht mehr steigen können, verlor der US-Dollar-Außenwert zeitweise signifikant gegenüber den anderen Hauptwährungen, was dem Goldpreis Rückenwind verlieh. Kein anderes Land der Welt hat in der jetzigen Krise eine derart hohe Neuverschuldung praktiziert wie die USA.

Ein historisches Privileg

Es ist interessant zu beobachten, wie sich Politiker diesseits und jenseits des Atlantiks für ihre Krisenpolitik feiern lassen. Dabei haben sie einen entscheidenden Vorteil gegenüber den meisten ihrer Kollegen aus der Geschichte der Menschheit: Geld spielt momentan überhaupt keine Rolle. Der als politisch sehr ambitioniert geltende Chef des Berliner DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), Marcel Fratzscher, treibt es mit seiner Lobhudelei auf die Spitze, indem er der deutschen Politik dafür gratuliert, dass die Wirtschaft unseres Landes „überraschend gut durch die Krise kommt“.

Dabei verschweigt der Ökonom, dass wir gerade die größte Wirtschaftskrise seit Gründung der Bundesrepublik erleben, die nur deshalb nicht völlig außer Kontrolle gerät, weil der Staat seine Verschuldung durch massive Mehrausgaben und Mindereinnahmen seit Jahresbeginn um 11,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts eines Jahres ausgeweitet hat (Quelle: Statista). Kreditgeld, das aus der digitalen Notenpresse der Europäischen Zentralbank (EZB) stammt und das sich der deutsche Staat dank starker Markteingriffe eben dieser EZB zu Negativzinsen leihen kann.

Mit diesem geldpolitischen Privileg im Rücken erscheint die Leistung der Politiker zumindest nicht allzu heldenhaft. Aber Herr Fratzscher wird so sicherlich seinen Weg zu dem ersehnten Posten bei der EZB finden. Erst kürzlich hatte der DIW-Chef in einem Interview mit dem Magazin „Fonds professionell“ die Sorgen der Deutschen in Sachen zinsgebundener Altersvorsorge wegen der Negativrenditen als „Zins-Gejammere“ abgetan. Nach dem Motto: „Wer so dumm ist und sein Geld in Zinspapiere investiert, anstatt in Aktien, der ist selbst schuld“. Dabei waren es doch die Verbraucher- und Anlegerschützer, die im Auftrag der Politik seit Jahrzehnten die Deutschen förmlich zu den vermeintlich sicheren und mit Steueranreizen versehenen Zinsanlagen gedrängt hatten (Riester-Sparen, Rürup-Rente, Sparbuch, Schatzbrief-Sparen, klassische deutsche Kapitallebensversicherung etc.).

Zum Glück und zum Ausgleich gehören die Deutschen auch mit zu den eifrigsten Goldsparern der Welt. Entgegen dem Rat u. a. von Herrn Hermann-Josef Tenhagen (Chefredakteur des Verbraucherratgebers „Finanztip“).

Jenseits des Atlantiks in den USA verzückt derweil der amtierende Präsident Donald J. Trump die Märkte, indem er ein weiteres kreditfinanziertes Corona-Hilfspaket in Höhe von 900 Mrd. US-Dollar zum Leben verhilft. Auch diese Heldentat kostet ihn nur einen Federstrich, bezahlt wird die Party, die u. a. Direktzahlungen an US-Bürger enthält, nicht durch vorher hart erarbeitete Ersparnisse, sondern durch die US-Notenbank. Warum nur haben sich unsere Vorfahren so abgerackert und in Krisen gelitten. Hatten sie denn keine EZB oder US-Fed mit ultralaxen Geldpolitikern am Ruder. Eine wahrhaft göttliche Komödie, in der das Paradies auf Erden zur Abwechslung durch Geldschöpfung aus dem Nichts geschaffen wird. Aber halt! Das erinnert doch eher an den Mephisto aus Goethes Faust. Das ist verwirrend.

Fakt ist, dass auch die größte Volkswirtschaft der Welt ökonomisch nur deshalb die jüngste Krise vorerst überlebt hat, weil unlimitierte Summen an Geld aus dünner Luft zur Verfügung standen, nahezu kostenfrei. Doch die Folgen dieser Politik des leichten Geldes werden spätere Generationen von Politikern vor schwere Herausforderungen stellen. Vielleicht sogar schon ab dem kommenden Jahr.

Wichtige Konjunkturdaten in der letzten Woche des Jahres

Dank der konjunkturellen Schützenhilfe aus den Notenbanktürmen verlieren die aktuellen Konjunkturdaten an den Märkten etwas an Bedeutung. Gleichwohl ist die Krise noch nicht überstanden. Ein Blick auf den Datenkranz lohnt also weiterhin. Am Dienstag um 16:00 Uhr MEZ veröffentlicht das U.S. Conference Board das Verbrauchervertrauen der Amerikaner. Es wird mit einem starken Anstieg von vorläufig 88,6 auf 97 Punkte gerechnet (wegen des Hilfspakets).

Am Mittwoch um 8:00 Uhr publiziert Destatis noch die deutschen Importpreise auf Monatsbasis. Erwartet wird ein Anstieg von 0,3 Prozent im November. Um 14:30 Uhr MEZ folgt die Warenhandelsbilanz der USA, die voraussichtlich im November ein Minus in Höhe von 80,42 Mrd. US-Dollar ausweist und damit nahe dem Negativrekord liegt.

Um 15:45 Uhr folgt dann noch der Einkaufsmanager aus der Industrieregion Chicago. Das Institut for Supply Management (ISM) wird hier wohl für den Dezember den vierten Rückgang in Folge auf ca. 57 Punkte bekannt geben, nach 58,2 Punkten im November.

Am Morgen des letzten Tages des Jahres folgen dann noch Einkaufsmanagerindizes aus dem National Bureau of Statistics of China und um 14:30 Uhr MEZ die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus den USA (erw.: 830k nach 803k).

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