Der Goldpreis in Krisenzeiten – eine Analyse

Stand: 10.04.2017

Gold gilt als sichere Wertanlage in Krisenzeiten. Da das Material sehr rar ist, ist es ebenso begehrt. Deshalb kann die Wertanlage in Gold in Krisenzeiten dazu führen, dass eine Entwertung des eigenen Finanzvermögens umgangen wird, beispielsweise im Falle einer Inflation. Viele Experten raten dazu, in Anlageplänen Gold auf jeden Fall zu berücksichtigen. Doch wie stabil ist der Goldpreis tatsächlich? Kann einfach in der Krise Gold gekauft werden, um den eigenen Besitz abzusichern oder müssen andere Faktoren in die Überlegungen mit einbezogen werden? Der folgende Artikel zeigt die Goldpreisentwicklung in Krisenzeiten auf und erklärt, wie die Zusammenhänge zwischen Krise und Goldpreis zu verstehen sind.

GoldbarrenStaatliche Goldankäufe gegen die Krise

Gold gilt seit geraumer Zeit nicht nur für Privatinvestoren als krisensichere Geldanlage. Ein Beispiel im 20. Jahrhundert lässt sich in der Weltwirtschaftskrise ab 1929 finden. Die Ausgabe von Geld über die Notenbanken war bereits zu diesem Zeitpunkt an die vorhandenen Goldreserven gekoppelt. Die US-Notenbank konnte zu Beginn der Weltwirtschaftskrise kein neues Geld in Umlauf bringen, da dies ihre Golddeckung überstiegen hätte. In Europa lag vielen Banken nur geliehenes Gold vor, das wieder zurückgegeben werden musste. Entsprechend konnte hier nicht nur die Geldmenge nicht erhöht werden, sondern es musste sogar Geld aufgrund der gesunkenen Reserven wieder eingezogen werden.
Durch die gesunkene sich in Umlauf befindliche Geldmenge kam es zu einer Deflation, die zu radikalen Preiseinbrüchen führte. In der Konsequenz erließ beispielsweise der amerikanische Präsident Roosevelt ein Goldverbot. Das bedeutet, dass der Privatbesitz von Gold seit 1933 unter Strafe gestellt war. Besitzer von Gold mussten es bei den Banken zum Festpreis umtauschen.
Dieses frühe Beispiel verdeutlicht, warum Gold in Krisenzeiten so begehrt ist: Gerade Banken benötigen es, um das finanzielle System am Laufen zu halten. Besonders wenn wirtschaftliche Faktoren den Wert des Geldes aus der Balance geraten lassen, ist Gold immens wertvoll. Speziell die Notenbanken benötigen es als Reserve für eine entsprechende Ausgabe von Geld. Daher sind nicht nur für Privatpersonen Goldreserven ein Schutz der eigenen Wirtschaftskraft.

Die Entwicklung der Goldpreise in Krisen

Zur damaligen Zeit war der Goldpreis noch fixiert, wurde jedoch im Zuge der Weltwirtschaftskrise angehoben. Statt den bis dahin gültigen 20,67 US-Dollar war eine Feinunze Gold ab 1934 35 US-Dollar wert. Bis 1967 wurde dieser Wert beibehalten, ehe sich der Kurs ab dem Jahr 1968 flexibel gestaltete. In den 1970er Jahren herrschte schließlich eine starke Inflation, sodass der Goldpreis gleichzeitig stark anstieg. Wer 1970 Gold zum Schlusskurs von 37,38 US-Dollar einkaufte, konnte seine Einlage bis 1973 mehr als verdreifachen – bis 1980 mehr als verfünfzehnfachen. Die Schlusskurse der jeweiligen Jahre lagen bei 112,25 beziehungsweise 589,50 US-Dollar. Zwischenzeitlich wurden im Jahr 1980 sogar 850,00 US-Dollar erreicht.
Im Laufe der 1980er Jahre wurde schließlich der Leitzins von der US-amerikanischen Notenbank deutlich erhöht, um die Inflation stark abzuschwächen. Das hatte Erfolg, was sich wiederum spürbar negativ auf den Goldpreis auswirkte. Bis 1983 sank der Schlusskurs auf 308,30 US-Dollar. Somit hatte sich der Goldpreis gegenüber dem Schlusskurs von 1980 fast halbiert. Das offenbart einerseits das Problem einer nicht völlig konstanten Wertstabilität bei Gold – andererseits aber auch eine direkte Korrelation von Krisen und dem Goldpreis.

Wie beeinflussen heutige Krisen den Goldpreis?

Wer nun meint, einfach auf eine Krise warten zu können, um in Gold zu investieren, macht es sich allerdings etwas zu leicht. Schließlich sind die letzten Jahre geprägt von Krisen. Die Flüchtlingskrise geht vor allem mit dem Krieg im Nahen Osten einher, das Verhältnis zwischen Russland und der übrigen westlichen Welt ist stark angespannt, in der Türkei herrschen mittlerweile nahezu diktatorische Zustände. Außerdem ist der neue US-Präsident Donald Trump außenpolitisch so schwer einzuschätzen, dass kaum eine Prognose auf die Auswirkungen für Europa und den Rest der Welt möglich ist. Europa hadert in vielen Dingen mit sich selbst, Großbritannien tritt aus der EU aus.
Und der Goldpreis? Zieht derzeit kaum an. Zum Brexit-Referendum war es noch so, dass er von 1.205,58 auf 1.370,05 US-Dollar stieg – und das in etwas mehr als einem Monat. Allerdings driftete der Preis nach einer etwa dreimonatigen stärkeren Phase bis zum Dezember auch wieder auf einen Schlusskurs von 1.151,82 US-Dollar ab – trotz der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Am 8. November 2016 wählte das amerikanische Volk seine Wahlmänner, am 19. Dezember wurde Trump offiziell zum Präsidenten gewählt. Derzeit (Stand 21.03.2017) steht der Goldpreis bei 1.244,68 US-Dollar und kann damit langsam, aber sicher doch ein moderates Plus aufweisen. Ein wirklicher Goldrausch bleibt jedoch bisher aus.

Was bedeutet die Kursentwicklung für die Anlage in Gold?

Grundsätzlich ist Gold als krisensicheres Edelmetall zu empfehlen. Viele Gegenstände kosten heute – in Gold umgerechnet – noch genauso viel wie vor vielen Jahren. Beispielsweise kostete ein Colt Peacemaker vor 150 Jahren etwa die gleiche Menge Gold wie heute. Gleiches gilt für Brot (vor 2.000 Jahren und heute) und einen Ford T im Vergleich zu einem aktuellen Mittelklassewagen (vor 100 Jahren und heute). Gold dient also in jedem Fall als Absicherung, die in jedem Anlageportfolio zu einem gewissen Anteil vorhanden sein sollte. Wenn nichts anderes mehr geht, geht Gold höchstwahrscheinlich immer noch. Das war damals so und wird sich voraussichtlich auf absehbare Zeit auch nicht ändern.
Wer hingegen mit Gold spekulieren möchte, muss aufpassen, dass er zum richtigen Zeitpunkt einkauft. Antizyklisches Handeln kann zum Erfolg führen. Wer nämlich erst investiert, wenn Gold als sichere Anlage wieder in aller Munde ist, riskiert gleichzeitig, dass er bei einem bereits sehr hohen Preis einsteigt und nach Abklingen der Krise Kursverluste hinnehmen muss. Gerade wenn der Goldpreis recht niedrig scheint, lohnt es sich, zu investieren. Wenn gerade ein Run auf Gold stattfindet, lohnt es sich, sich rechtzeitig davon zu trennen. Fundierte Kursprognosen können hierfür äußerst hilfreich sein.

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